
Mit Kutschenlack lackiert: Panhard & Levassor von 1892
Das Lackierhandwerk hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung im Automobilbau. Selbst das schönste Blechkleid kommt erst so richtig zur Geltung, wenn der Lack getrocknet ist. Aber Autolack hatte schon immer mehr als nur eine optische Funktion. Eigentliche Hauptaufgabe war der Schutz von Blech und Holz vor Feuchtigkeit.

Grundierung unter freiem Himmel in den 30er Jahren
In den Kindertagen des Automobils wurden Naturlacke mit dem Pinsel aufgetragen. Zur Wahl standen Öllacke oder die besseren Bernsteinlacke aus Bernsteinharz. Eine Autolackierung war ein langwieriger Prozess, der sich über Wochen hinzog. Die Bleche waren nicht optimal geglättet, sodass mehrere Arbeitsgänge nötig waren, um eine glatte Lackierung zu erreichen. Bei Lackreparaturen musste das komplette Auto neu lackiert werden, denn der alte Farbton ließ sich nicht genau reproduzieren. Neulackierungen waren relativ häufig nötig. Wenn die lackierten Holzteile der Karosserie sich verzogen, platzte die wenig elastische Farbe ab oder bekam Risse.

Hauptsache schwarz: Ford T-Modell
Mit Beginn der Fließbandfertigung wurde die Lackierung zum limitierenden Faktor. Zu lange dauerte die Verarbeitung und der Trocknungsprozess. Bei Henry Ford, der als erster Autos am Fließband produzierte, erhielten die meisten Autos schwarzen Lack. Dieser trocknete am schnellsten! Nitrocelluloselacke brachten dann Mitte der 20er Jahre eine erhebliche Verkürzung des Lackiervorgangs. Nachteil der matten Nitrolacke war, dass sie nicht wetterfest waren. Häufiges Polieren war notwendig, was wiederum die Haltbarkeit der Lackierung einschränkte.

Letzte Feinarbeiten an einer T1 Pritsche
Ende der 20er Jahre kamen die ersten Alkydharze auf den Markt, Mitte der 30er Jahre setzten sich Lackierungen mit Alkydharzlack mehr und mehr durch. In den 50er Jahren war die Alkyd- Melaminharz- Einbrennlackierung Stand der Technik. 1957 konnten Metallic-Lackierungen dank Acrylatharzen deutlich verbessert werden. Ende der 50er Jahre gab es die ersten Tauchlackierungen kompletter Karosserien. 1959 kamen die ersten wasserverdünnbaren Kunstharze auf den Markt.

Heiße Optik: Hot Rod mit Flammen-Decor
Nach den dunklen Farbtönen früherer Jahre gab es in den 60er Jahren erstmals auch helle leuchtende Töne. In den 70er Jahren ersetzte die 2K-Acryl- Polyurethan-Technologie zunehmend die Alkyharzlacke. Vorteil der neuen Technologie war eine bessere Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse. In den 80er Jahren gab es die ersten Lacke auf Wasserbasis durch. Sie ermöglichten einen Verzicht auf Lacke mit gesundheitsgefährdenden Lösungsmitteln.

Flip-Flop-Effektlackierung
In den 90er Jahren gab es als lösungsmittelarme Alternative zum wasserverdünnbaren Lack noch Pulverlack und High-Solids. Dank spezieller Pigmente werden Effekt-Lackierungen mit Flip-Flop-Effekt (Farbton wechselt je nach Blickwinkel) und Perlmuttglanz möglich. Heute sind etwa 25.000 Farbtöne bekannt, und dank moderner Mischtechnik kann ein Lackierer jeden gewünschten Farbton anmischen.