
Auto mit Werkzeugkasten auf dem Trittbrett
In der Anfangszeit des Automobils gab weder ausgebildete Automechaniker noch Werkstätten. Die ersten Autos wurden mit einem kompletten Satz Werkzeug ausgeliefert. Technische Pannen mussten vom Autobesitzer selbst bzw. vom seinem Chauffeur behoben werden. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert war die Autodichte so gering, dass es einfach nicht lohnte, entsprechende Reparaturwerkstätten einzurichten. So gab es 1906 beispielsweise in einer Stadt wie Lübeck nur 21 Automobile. 1914 hatte nur jeder 720. Deutsche ein Auto, 1929 kam schon auf 111 Deutsche ein Auto.

Eine der ersten Autowerkstätten
Erst nach 1910 nahm die Mobilität in Deutschland langsam Fahrt auf. Das Auto wurde vom Luxusgefährt und Statussymbol immer mehr zum Gebrauchsgegenstand. Endlich wurden auch kleine, preiswerte Wagen für die Mittelschicht gebaut. Hinzu kamen die Nutzfahrzeuge für Handel und Gewerbe und die Kraftdroschken, die in zunehmenden Maße die Pferdekutschen verdrängten. Mit der zunehmenden Motorisierung wuchs auch das Kfz-Handwerk.

Die hintere Hälfte war noch zu retten
Nach und nach gab es auch die ersten Werkstätten und Autohallen. Und das nicht nur für Wartungsarbeiten und Schmierdienste. Auch bei Unfallreparaturen gab es trotz der geringen Autodichte eine große Nachfrage. Vom 1. Oktober 1911 an gab es innerhalb eines Jahres immerhin 10.105 Unfälle im Deutschen Reich. Fast ein Drittel dieser Unfälle ereignete sich allein in Berlin. Die Autohallen erfreuten sich bei den "Autlern" großer Beliebtheit. Nicht selten boten sie neben Wartungs- und Reparaturdiensten auch eine Wagenspülvorrichtung und eine Öl- und Benzinstation.

Damals Standard: regelmäßiger Schmierdienst
Mit der Entwicklung des Automobils entstanden verschiedene Wirtschaftszweige und neue Berufe wie der des Kfz-Schlossers. Bereits 1910 wurde der Deutsche Automobil Händlerverband, der spätere Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, gegründet. Die steigenden Produktionszahlen sorgten für einen zunehmenden Bedarf an Autoschlossern, die sich um Wartung und Reparatur der Autos kümmerten. Der Beruf des Autoschlossers galt als sehr modern und war entsprechend beliebt.

Schweißen gehörte zur Ausbildung dazu
Ab 1934 war die Kfz-Reparatur ein eigenständiges Vollhandwerk mit den Fachgruppen Kfz-Instandsetzung, Kfz-Elektrohandwerk, Vulkaniseure und Zylinder- & Kurbelwellenschleifereien. Die Berufs-Bezeichnung "Kfz-Mechaniker" wurde erst 1935 eingeführt. Wer Kfz-Mechaniker werden wollte, musste eine Ausbildung in Theorie und Praxis absolvieren, um der immer anspruchsvolleren Fahrzeugtechnik gerecht zu werden. Die Vorschriften und Inhalte für Meisterprüfungen im Kfz-Handwerk wurden 1937 festgelegt. Andere wichtige automobile Berufsgruppen seinerzeit waren Autoelektriker, Karosseriebauer, Schmied und Stellmacher. Das Auto wurde immer mehr zum wichtigen Wirtschaftsfaktor, der Autobestand wuchs stetig und schaffte Arbeitsplätze. 1939 gab es in Deutschland fast 1,5 Millionen Autos.

VW-Werkstatt in den 60er Jahren
Heute gibt es über 270 Kfz-Innungen in Deutschland. 2003 wurde die Ausbildung und Berufsbezeichnung zum Kfz-Mechaniker von der Ausbildung und Berufsbezeichnung Kfz-Mechatroniker abgelöst. Grund hierfür waren die veränderten Anforderungen in der Kraftfahrzeugtechnik. Sie erfordern mittlerweile komplexe Kenntnisse über mechanische und insbesondere elektronische Systeme im Auto. Über mangelnde Beschäftigung wird das Kfz-Handwerk auch in Zukunft kaum zu klagen haben. Deutschland hat den ältesten Autobestand in Europa und weit über 49 Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge (Stand: 1/08).