
Die Schweiz war bisher eher weniger für Autos bekannt. Die größte Schweizer Automarke Martini produzierte nur bis 1934. Heute steht die Alpenregion eher für Uhren, Schokolade, Banken und Käse. Aber seit einiger Zeit wird die Schweiz auch mit alten Autos in Verbindung gebracht. Genauer gesagt mit den Fahrzeugen, die auf dem Autofriedhof in Kaufdorf stehen. Mehr als 30 Jahre nahm kaum jemand Notiz von den dort abgestellten Automobilen. Seit jedoch die Behörden den Autofriedhof schließen wollen, wird in den Medien wiederholt über dieses einzigartige automobile Kleinod berichtet.
Spätestens Mitte 2009 soll der Autofriedhof der Vergangenheit angehören. Bis dahin sollen die Autos als Sondermüll entsorgt sein. Dann hätte die Schweiz eine echte Attraktion verloren und ein Mann seine Existenz. Die Räumung und Sanierung des Geländes würde den Besitzer Franz Messerli vor erheblich finazielle Probleme stellen. Seit Monaten kämpft er einen schier aussichtslosen Kampf. Seine letzte Hoffnung ist die Wandlung des Autofriedhofs in ein Museum. Die Chancen stehen schlecht, aber ganz hoffnungslos ist der Fall noch nicht, denn viele wollen helfen.
Im Sommer 2007 hatte Franz Josef Messerli zum Tag der offenen Tür eingeladen. Über 10.000 Besucher kamen und staunten. Mehrere Hundert Fahrzeugwracks - überwiegend aus den 50er, 60er und 70er Jahren - boten einen faszinierenden Mix aus Automobilgeschichte, Zeitgeschichte und Vergänglichkeit. Wohl selten passte die Bezeichnung "Autofriedhof" besser als hier. Die meisten Besucher verfielen in ehrfürchtiges Schweigen. Zu beeindruckend war das Gesehene, zu ergreifend die Atmosphäre.
Seither haben sich über 3000 Personen für den Erhalt des Autofriedhofs ausgesprochen. Einige sind sogar als Gönner dem Förderverein “Historischer Autofriedhof Gürbetal” beigetreten. Alle Gönnerbeiträge werden für den Erhalt des Autofriedhofs eingesetzt. Nächste Rettungsmaßnahme ist eine nationale Kunstausstellung, die vom 31. Mai bis Ende Oktober in Kaufdorf stattfindet. Der Künstler Heinrich Gartentor hat sie organisiert. Mit ihr sollen noch mehr Menschen für den Autofriedhof begeistert werden. Ganz nebenbei soll auch noch etwas Geld zusammen kommen, um eventuell bevorstehende Prozesse, Gutachten und Anwälte zu bezahlen.
1975 war so eine Entwicklung nicht abzusehen. Damals war die Welt noch in Ordnung, das Gelände von Franz Messerli entsprach allen geltenden gesetzlichen Vorschriften für Autoverwerter. Der Platz hatte sich über Jahre mit mehreren Hundert Automobilen gefüllt. Deren Autoleben hatte ein schwerer Defekt oder Unfall schlagartig beendet. Niemand wollte diese Autos oder Ihre Teile seinerzeit haben. Es war also schwer Geld damit zu machen. Zum Verschrotten waren sie aber auch zu schade. Und so fanden diese Autos bei Herrn Messerli ihre letzte Ruhe.
In den 90er Jahren hätte Messerli mit dem Verkauf von Teilen sicher einige Franken verdienen können. Aber er wollte die Autos nicht ausschlachten. Er lebte von Verwertung jüngerer Fahrzeuge. Unversehrt blieben die Autowracks trotzdem nicht. Viele Teile wurden gestohlen. Glücklicherweise sind die meisten Wracks noch überwiegend komplett und stehen fast genau so da, wie sie damals abgestellt wurden.
Doch seine Einzigartigkeit wird den Autofriedhof im Gürbetal wohl nicht mehr retten können. Er soll bis Mitte 2009 geräumt und saniert sein. Die Behörden berufen sich auf Vorschriften, die erst weit nach Gründung des Autofriedhofs in Kraft traten. Die Vorschriften sollen die Umwelt schützen, dabei ist fraglich, inwieweit die Autowracks der Umwelt überhaupt schaden. Ob jemals eine Verschmutzung stattgefunden hat und nach über 30 Jahren noch eine Verschmutzungsgefahr besteht. Ein Verlust für die Umwelt wären in jedem Fall die vielen Bäume, die bei einer Räumung des Geländes abgeholzt werden müssten.
Bislang ignorieren die Behörden konsequent das vorhandene öffentliche Interesse am Autofriedhof. Auch der kulturhistorische Aspekt wird außer Acht gelassen. Dass es auch anders geht, beweist ein vergleichbarer Fall in Schweden. Dort konnte ein Autofriedhof durch Kooperation mit einem Museum gerettet werden. Bleibt zu hoffen, dass Franz Messerli doch noch eine Möglichkeit findet, seinen Autofriedhof zum Museum zu machen. Die große Anzahl der Fahrzeuge und die außergewöhnliche Modellvielfalt machen den Autofriedhof in Kaufdorf zu einem einzigartigen automobilen Denkmal. Der morbide Charme macht ihn zur absolut erhaltenswerten Kultstätte für alle Oldtimerfans. Franz Messerli ist für jede Unterstützung dankbar und freut sich über jedes neue Mitglied im "
Historischer Autofriedhof Gürbetal".